Schreiben

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Schreiben ist Handwerk. Das kann jeder Mensch lernen, dafür müssen Sie nur üben. Also schreiben Sie viel und regelmäßig, wenn Sie besser schreiben lernen wollen.

Stilvorgaben helfen, Holprigkeiten aus dem Sprachbild zu glätten. So werden Texte flüssiger und lesbarer. Mit regelmäßiger Arbeit am Text entwickelt sich in der Schriftsprache ein persönlicher Stil, der mühelos seinen Ausdruck findet.

Die hier vorgestellten Regeln und Leitsätze bieten einen Rahmen, in dem Sie zu Ihrem Stil finden.

Schreiben, wie wir sprechen
Klarheit anstreben
Standards nutzen
Wertschätzung ausdrücken

Wir wollen schreiben, wie wir sprechen

… allerdings mit weniger Fehlern und ohne Stocken.

Texte, die sich gut sprechen lassen, sind verständliche Texte. Stolperer löschen wir aus unseren Entwürfen, so dass nur die geschliffenen Gedanken übrig bleiben.

Im Zweifel können Sie sich selbst vorlesen. Hört sich der Satz an, als würden Sie ihn auch im Gespräch so sagen? Wenn es beim Vorlesen hakt, dann ist es auch nicht flüssig lesbar.

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Erst schreiben, dann anpassen

Beim Schreiben gibt es zwei Entwicklungs-Schritte: Entwurf und Korrekturlesen. Diese Schritte erfolgen nie gleichzeitig.

Wenn wir einen Entwurf schreiben, suchen wir den ungehemmten Fluss. Ausdruck, Rechtschreibung und Grammatik dürfen erst mal warten, bis die Gedanken in Worte gefasst sind.

Tipp: Die einleitenden Sätze entpuppen sich beim Korrekturlesen oft als „Warmschreiben.“ Hier nähern wir uns mit Allgemeinplätzen den eigentlich wichtigen Gedanken. Suchen Sie nach der ersten konkreten Aussage und arbeiten von dort aus am Argument.

Beim Korrekturlesen sind wir dann gnadenlos. Füllwörter, Ungereimtheiten, Ungenauigkeiten streichen wir aus dem Text, bis die Klarheit der Gedanken frei liegt.

Dabei hilft es, wenn Sie vor dem Korrekturlesen Abstand gewinnen. Eine Nacht voll Schlaf bringt Gelassenheit. Für besondere Texte darf es gerne mehr Abstand sein.

nächstes Kapitel: Klare Sprache

Wir wollen klare Sprache pflegen

Handlungen sind die Dreh- und Angelpunkte von Erzählungen. Beim Lesen wollen wir verstehen, wer etwas tut und warum Dinge geschehen. So begreifen wir die Sinn-Zusammenhänge. Deswegen sollten Handlungen all Ihre Texte prägen.

Handlungen werden in Verben ausgedrückt, also wählen wir ausdrucksstarke Verben, um Sinn-Zusammenhänge zu beschreiben. Diese Verben helfen uns dabei, die handelnden Personen zu nennen. Dabei vermeiden wir Passiv-Konstruktionen. Auch Verneinungen vermeiden wir.

Tipp: Passiv-Formulierungen löschen die handelnden Personen aus einem Satz. Verneinungen verkomplizieren die Logik einer Aussage, wenn wir einen Umkehrschluss suchen.

Schlecht: Da wurde der Königstiger verletzt.
Besser: Der Mann biss den Königstiger.

Schlecht: Die Geschäftsführerin nahm das Angebot nicht an.
Besser: Die Geschäftsführerin lehnte das Angebot ab.

Ausdrucksstarke Verben brauchen kaum Unterstützung von Adjektiven oder Adverbien. Der Sinnzusammenhang transportiert Stimmungen und Bewertungen oft ganz allein, da lenken weitere Worte nur ab.

Schlecht: Wütend las der beleibte Bürgermeister den irritierenden Brief und verschwand.
Besser: Der Bürgermeister überflog den Brief, knüllte ihn zusammen und stapfte aus dem Zimmer.

Unklare Verallgemeinerungen und Behauptungen, die sich nicht überprüfen lassen, schwächen jeden Text. Wir versuchen möglichst, auf Floskeln zu verzichten. Stattdessen beschreiben wir Tatsachen.

Schlecht: Heutzutage sind wir viel umweltbewusster als früher.
Besser: Supermärkte müssen seit 2019 Geld für Plastiktüten verlangen. Das soll Plastikmüll reduzieren und dadurch die Umwelt schonen.

weiter lesen: Hilfsregeln

Klare Sprache: Hilfsregeln

  1. Wenn es eine Unverschämtheit ist, andere zu unterbrechen, so ist es eine nicht mindere Unverschämtheit (damit womöglich auch schlechter Schreibstil), sich selbst mit Schachtelsätzen oder gar Klammern zu unterbrechen.
  2. Was Substantivierung betrifft, ist Verzicht zu üben.
  3. Fassen Sie sich kurz. Redundante Wiederholungen sind wirklich absolut total überflüssig. Also solche nur ungefähr nichtssagenden Füllwörter sind oft sehr ziemlich offensichtlicher Unsinn. Machen Sie nicht mehr Worte als notwendig. Vermeiden Sie Wiederholungen.
  4. Mit dem Thesaurus lassen sich Fremdworte priapisch bis zur Obsoleszenz sammeln. Die sind im Text allerdings meist no-goes. Die Fundamentals: Fachbegriffe und Anglizismen sind da notwendig, wo sie als feststehende Begriffe nur als Fremdwort in Suchmaschinen gefunden werden.
  5. Die oberste Priorität ist Maß halten, denn die größte Übertreibung aller Zeiten ist in keinem guten Text zu finden.
  6. Vermeiden Sie Klischees wie der Teufel das Weihwasser.
  7. Vergleiche sind meist genauso langweilig wie Klischees.
  8. Analogien sind von beschränktem Nutzen, so wie ein Kühlschrank für Eisbären.
  9. Wer hat sich je mit rhetorischen Fragen Freunde gemacht?
    Sei konsistent.
  10. Vermeiden Sie mögl. Abkürzungen, etc.

weiter lesen: Sprach-Rhythmus

Klare Sprache: Überlegungen zum Sprach-Rhythmus

Dieser Satz hat fünf Worte. Hier sind weitere fünf Worte. Solche Sätze sind gut lesbar. Zu viele davon werden öde. Lesen Sie den Text vor. Der Text wird schnell langweilig. Klingt wie eine gesprungene Schallplatte. Ohr und Auge verlangen Abwechslung.

Darum: Spielen Sie mit dem Rhythmus der Worte und der Text beginnt zu singen. Komponieren Sie Musik für Augen und Ohren. Variieren Sie, setzen Sie Akzente, Pausen. Wählen Sie Sätze von mittlerer Länge und Nebensätze, um Zusammenhänge herzustellen. Kurze Sätze entspannen. Und manchmal, wenn Sie ganz sicher sind, dass Ihr Publikum ausgeruht ist, servieren Sie ihm einen Satz von formidabler Länge, dessen Sinn es sich erarbeiten muss, der in seiner Wortgewalt und Intensität brennt und beim Lesen herausschreit, dass dieses Crescendo von Ideen Aufmerksamkeit verdient, dass dieses Textereignis wichtig ist.

nächstes Kapitel: Standards nutzen

Wir wollen Standards nutzen

Wir können Texte leichter lesen, wenn sie sich an gewohnte Regeln halten. Dazu gehören Formatierung, Rechtschreibung und Grammatik der Standard-Sprache.

Dieser Text richtet sich an Menschen, die Standard-Deutsch schreiben. Dafür, und für jede weitere Standard-Sprache, gibt es offizielle Regelwerke. Für unsere Texte gelten die neue deutsche Rechtschreibung und entsprechende Empfehlungen aus dem Duden.

Rechtschreib-Regeln sollen nicht vom Schreiben ablenken. Versuchen Sie, erst beim Korrekturlesen gezielt nach Abweichungen vom Standard zu suchen. Fehler machen ist menschlich, mit der Zeit lernen wir alle stets dazu.

Tipp: Lesen Sie viel und bewusst! Dabei üben und verinnerlichen Sie automatisch Regeln, so dass Sie mit mehr Übung immer weniger nachschlagen müssen.

weiter lesen: Formatierung

Standards nutzen: Formatierung

Absätze

Absätze sollen abgeschlossene Gedankengänge oder Argumente voneinander trennen. Leerzeilen als Markierung von Absätzen gliedern den Text visuell und schaffen Platz für Pausen, das Gelesene zu verarbeiten.

Zwischenüberschriften

Neue Themen oder Einordnungen eines Themas im Text kündigen wir mit Zwischenüberschriften an. Die sichtbaren Ankerpunkte helfen Leserinnen und Lesern, sich zu orientieren und den Text zu erschließen.

Abschnitte und Ebenen

Gliedern Sie Information in maximal zwei Ebenen. Mit wachsender Verschachtelung wird die Bedeutung der Untergliederung unklar. Jedes Mal, wenn Sie sich für eine Untergliederung in Überschriften oder Aufzählungen entscheiden, bestimmen Sie über die Komplexität Ihres Textes. Geben Sie Ihren Informationen eine Form, die Ihr Publikum gut lesen kann.

1        Abschnitt
1.1. Unterabschnitt
1.1.1 Hören Sie spätestens hier auf, Information zu verschachteln

Hervorhebungen

Wenn wir einen Text überfliegen, finden wir punktuell hervorgehobene Schlüsselbegriffe besonders schnell: Gefettete Wörter fallen im Schriftbild sofort auf. Nutzen Sie Hervorhebungen sparsam, um Aufmerksamkeit im Lesefluss zu erzeugen. Welche Bezeichnungen als Schlüsselbegriffe taugen, ergibt sich aus dem Thema Ihres Textes.

Tipp: Hervorhebungen sind keine Auszeichnung von Inhalten, wie Überschriften oder Fließtext. Wenn Sie Regeln für die Auszeichnung von Fachbegriffen oder Eigennamen haben, verwenden Sie dafür eigene Merkmale im Schriftbild. So können Sie beide Auszeichnungen ergänzen.

Dieses Beispiel bezieht sich nur auf PowerPoint 2016 unter Windows.

Leerzeichen vor und nach Symbolen

Symbole wie mathematische Zeichen oder Schrägstriche setzen wir immer zwischen zwei Leerzeichen. Damit setzen sich Formeln vom dichten Schriftbild des Fließtextes ab und wir können die einzelnen Schritte besser erkennen.

Schlecht: 1+1=2
Besser: 1 + 1 = 2

Zahlwörter

Alle Zahlen bis einschließlich zehn schreiben wir aus, alle weiteren als Ziffern. Das ist eine erprobte Gewohnheit, die Sie und Ihr Publikum aus Zeitungen oder anderen Medien kennen.

Mit dem zweiten Update des Programms gibt es 12 neue Befehle.

weiter lesen: Schreibweisen

Standards nutzen: Schreibweisen

Wir wollen unsere Texte lesbar machen. Im Schriftbild können Sie Lesbarkeit fördern, indem Sie vertraute Wortformen nutzen. Wir erkennen Wörter nicht an den einzelnen Buchstaben, sondern an ihren Umrissen. Es gibt aber Regeln zu Schreibweisen im Standard-Deutschen, die hierbei nicht eindeutig oder nicht hilfreich sind.

Setzen Sie für Ihre Texte eigene Standards so, dass Ihr Publikum sich die Inhalte leicht erschließen kann. Wir empfehlen deswegen, dass Sie die gängigen Rechtschreibregeln präzisieren und zur Not Abweichungen wählen, die einen Text leichter zugänglich machen.

Im Deutschen können Sie Wörter zusammensetzen und dabei Komposita basteln. In der Schriftsprache des Standard-Deutschen werden solche Worte zusammen geschrieben.

Komposita sind Worte, die Sie aus der Verbindung von zwei vorhandenen Wörtern neu bilden. Ein so zusammengesetztes Wort können Sie wiederum mit weiteren Worten zusammensetzen.

Dadurch verschwinden die einzelnen Wortgrenzen aus dem Schriftbild und besonders lange Konstruktionen werden unleserlich. Dem wollen wir entgegen wirken.

Zusammen-Setzungen von Verben

Verben sind besonders wichtig, um einen Satz zu verstehen. Deswegen halten wir sie möglichst von Präpositionen und Adverbien getrennt. Fassen Sie sie nur mit anderen Worten zusammen, wenn das besonders üblich ist.

Notiz: Im Deutschen gibt es nur eine Hand voll Ausnahmen, bei denen Substantive in Verben eingebettet werden. Diese Nominalinkorporation schreiben wir als eigenständige Begriffe, wie Komposita, zusammen. Eventuell markieren wir Wortgrenzen zur besseren Sichtbarkeit mit Bindestrichen.

Wenn ich vor lege, dürfen Sie sich gerne gebauchpinselt fühlen.

Zusammen-Setzungen von Substantiven

Die Rechtschreibregeln sehen für zusammengesetzte Substantive viele Ausnahmen vor. Wir vereinfachen diese Sonderregeln und wählen stattdessen die erlaubte Hervorhebung von Wortgrenzen durch Bindestriche zum Standard: Wo es der Lesbarkeit hilft, trennen wir Worte im Zweifel lieber.

Komposita, die zwei selbständige deutschsprachige Begriffe kombinieren, schreiben wir als ein Wort zusammen.

die Rechtschreibung, der Leitfaden

Komposita, die mehr als zwei Begriffe zusammenfassen, trennen wir jeweils nach dem zweiten Wort in der Wortgruppe mit einem Bindestrich. Sinn-Zusammenhänge trennen wir dabei nie.

die Rechtschreib-Regel, der Redaktions-Leitfaden

Selten gebrauchte, ungewöhnliche Begriffe, Namen und Fremdworte trennen wir als einzelne Bestandteile.

die Duden-Schreibung, das Buch-Design

Zusammengesetze Begriffe aus Fremdsprachen, die als Fachbegriff im Deutschen üblich sind, schreiben wir wie in der Herkunftssprache und setzen Sie dazu kursiv.

Auf lange Wortkonstruktionen verzichten wir, indem wir sie als Satz umformulieren.

Schlecht: Der Leitfaden enthält eigene Rechtschreib-Regelwerks-Vorschläge.
Besser: Der Leitfaden schlägt eigene Regeln zur Rechtschreibung vor.

Wenn wir über content marketing sprechen, meinen wir die Kunst, Ihr Publikum mit hilfreichen und relevanten Informations-Angeboten für ein gemeinsames Interesse einzunehmen.

Abkürzungen

Wir benutzen keine Abkürzungen, außer sie sind die einzig übliche Schreibweise oder als fester Begriff in die deutsche Sprache eingegangen. Akronyme schreiben wir gemäß der üblichen Verwendung groß oder klein. Bleiben Sie konsistent in Ihren Regeln: Akronyme, die als Fremdworte erkennbar sind, schreiben wir kursiv.

Notiz: Abkürzungen, die sich wie Worte lesen lassen und aus den Anfangsbuchstaben der Einzelteile zusammensetzen, nennen sich Akronyme.

Schlecht: Ein Uniform Ressource Locator sollte möglichst einprägsam sein.
Besser: Eine URL sollte möglichst einprägsam sein.

Ein Laser ist ursprünglich ein englisches Akronym für „light amplification by stimulated emission of radiation”.

Genitiv auf -s oder -es

Manche Substantive verlangen im Genitiv die Endung auf -es, weil sie mit einem Zischlaut (s, ss, ß, tz, z) enden. Wo beide Endungsformen möglich sind, benutzen wir die kurze Endung auf -s. So bleibt das Schriftbild des Wortes näher an seiner Form ohne Genitiv und wir können es beim Lesen einfacher wieder erkennen. Wo es wirklich schlecht zu sprechen ist, bleibt es beim e.

Schlecht: Das umfangreiche Glossar ist ein Vorteil des Buches.
Besser: Das umfangreiche Glossar ist ein Vorteil des Buchs.

Eigennamen

Eigennamen schreiben wir gemäß der Selbstbezeichnung innerhalb der Möglichkeiten unserer Schrift. Halten Sie sich an die Schreibweisen von Marken und Normen, damit Sie die Lesegewohnheiten Ihres Publikums bedienen.

Für Namen und Bezeichnungen in anderen Sprachen mit lateinischen Buchstaben übernehmen wir deren Diakritika. Die lassen sich vom deutschsprachigen Publikum einfach überlesen und Fremdsprachen-Kundige erkennen die richtige Schreibweise wieder.

Notiz: Diakritika oder diakritische Zeichen sind Anhängsel für Buchstaben, die eine besondere Aussprache anzeigen.

Für Namen und Begriffe aus Sprachen ohne lateinische Buchstaben gibt es eigene Regelwerke zur Transliteration, der Umsetzung in lateinischer Schrift.

In PowerPoint können Sie Dokumente im Format DIN A1 anlegen.

László Moholy-Nagy lehrte auch im Exil in den USA Bauhaus-Design.

weiter lesen: Zeichensetzung

Standards nutzen: Die Grundlagen der Zeichensetzung

Die einfachste Faustregel für Zeichensetzung ist, kürzere Sätze zu schreiben. Sätze enden mit einem Punkt.

Kommas sind ein Mittel der Schriftsprache, Sätze und Satz-Bausteine sichtbar voneinander abzugrenzen. Sätze im grammatischen Sinn, also für Komma-Regeln, bauen immer auf einem Verb auf.

Komma-Regeln mögen manchmal verwirrend wirken, dabei lassen sie sich in wenigen Grundsätzen zusammenfassen.

Tipp: Zwei Adjektive, die für einen Sinn-Zusammenhang voneinander abhängig sind, sind keine Aufzählung. Prüfen Sie, ob sie sich mit „und“ verbinden lassen:
Das kalte und klare Wasser löscht den Durst, der alte und französischen Rotwein aber nicht.

Konjunktionen sind Worte, die Satzteile miteinander verbinden

  1. Kommas trennen Sätze (zwei Hauptsätze oder Haupt- und Nebensätze).
  2. Kommas trennen Aufzählungen, die nicht durch eine Konjunktion („und“, „oder“) verbunden sind.
  3. Kommas stehen vor einer Aussage entgegen stehenden Konjunktionen wie „aber“, „allein“, „doch“, „jedoch“, „sondern“.
  4. Kommas stehen zwischen Reihungen wie „einerseits – andererseits“, „je – desto“, „teils – teils“.
  5. Kommas trennen vergleichende Aussagesätze (eingeleitet durch „wie“ und „als“).
  6. Kommas stehen vor Infinitiv-Gruppen (Verben mit „zu“ beziehen sich erläuternd auf ein Substantiv oder mit „als“, „um“, „statt“, „außer“, „ohne“ auf eine Aussage).
  7. Kommas schließen eingeschobene Erläuterungen (ohne Verben) und Vor- und Beisätze ein. Das gilt auch für Literaturangaben, Datumsangaben oder Wohnungsangaben.
  8. Kommas stehen nach wörtlichen Reden, Anreden (auch Briefanreden aber nicht nach Abschiedsformeln in Briefen) und Ausrufen.
  9. Kommas und andere Satzzeichen innerhalb von wörtlicher Rede (durch Anführungszeichen gekennzeichnet) und Klammern wirken nur nach innen. Zur Einbettung in weitere Sätze werden Satzzeichen außerhalb der Anführungszeichen oder Klammern gesetzt.

nächstes Kapitel: Wertschätzung ausdrücken

Wir wollen Wertschätzung ausdrücken

Überzeugender Text ist für jedes Publikum zugänglich. Eine wertschätzende Sprache lädt Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Perspektiven zur Verständigung ein. Zeigen Sie Wertschätzung für diese Menschen, indem Sie respektvolle Formulierungen, Anreden und Bezeichnungen wählen.

Berücksichtigen Sie für Ihren persönlichen Stil: Formulierungen müssen eindeutig, sprechbar und lesbar sein.

weiter lesen: Geschlechter-gerechte Sprache

Wertschätzung ausdrücken: Geschlechter-gerechte Sprache

Im Deutschen wird Geschlecht in der Sprache markiert. Deswegen müssen wir besondere Sorgfalt üben, wenn wir wollen, dass sich Menschen jeden Geschlechts von unserem Text gleichermaßen angesprochen fühlen.

Die Regeln und Standards dazu sind nicht fertig entwickelt, weil die Gesellschaft noch neue Sprachkonventionen ausprobiert. Hier müssen Sie eine gute Balance finden, wie Sie einen flüssigen Schreibstil mit einschließenden und mitnehmenden Formulierungen verbinden.

Strategien zu geschlechter-gerechtem Formulieren

Die konkrete Ansprache des Publikums durch Siezen oder Duzen ist aktive Sprache. Damit werden viele Fälle von grammatischem Geschlecht aufgelöst und so geschlechter-gerechter Sprache entsprochen.

Wählen Sie Bezeichnungen und Rollen-Beschreibungen, die alle Geschlechter beinhalten.

Schlecht: Der Betrieb beschäftigt Mitarbeiter weltweit.
Besser: Der Betrieb hat Beschäftigte weltweit.

Sie können die Pluralform wählen und beschreibende Partizipien oder Adjektive für die Benennung der handelnden Personen wählen oder sie einfach als Personen oder Menschen benennen. Nähere Beschreibungen können Sie mit Relativsätzen anschließen.

Sie können Komposita mit geschlechtsneutralen Worten bilden, um handelnde Personen zu bezeichnen (…kraft, …personal).

Schlecht: Die Vertragspartner haben dem zugestimmt.
Besser: Die Vertrags-Parteien haben dem zugestimmt.

Sie können ausnahmsweise Verben zu Substantiven umwandeln und eine Person anhand ihrer kennzeichnenden Tätigkeit benennen (…ung).

Schlecht: Die geschäftsleitende Person ist im Urlaub.
Besser: Die Geschäftsleitung ist im Urlaub.

Verwenden Sie Geschlechts-Beschreibungen da, wo sie angebracht sind.

Nicht ins Unbestimmte oder gar Passiv ausweichen

Verzichten Sie möglichst auf „man“ als Umschreibung von Personen. Das ist nur eine im Schriftbild besonders behandelte Verallgemeinerung von „Mann.“ Unpersönliche Verallgemeinerungen sind ohnehin wenig ausdrucksstark, also wählen wir lieber die persönliche Anrede unseres Publikums oder konkrete Beispiele für handelnde Personen.

Schlecht: Man kann sich beim Schreiben schnell verzetteln.
Besser: Sie können sich beim Schreiben schnell verzetteln.

Geschlechter-Rollen in Beispielen aufbrechen

Durchbrechen Sie gezielt herrschende Klischees, wenn Sie Beispiele von Rollen im Alltag oder der Arbeitswelt anführen. Es ist ein sehr starkes Signal für Wertschätzung, wenn Ihr Publikum sich in Anekdoten repräsentiert findet.

Das gilt insbesondere, wenn Teile Ihres Publikums diese Repräsentation wegen Klischees über typische Geschlechter-Rollen sonst nicht erfahren. Wir bezeichnen deswegen die im Zusammenhang sozial privilegierten oder stereotyp als männlich interpretierten Rollen stets weiblich.

Umständlich: Was erwarten Sie von der Sie behandelnden Person im ärztlichen Dienst?
Besser: Was erwarten Sie von Ihrer Ärztin?

Nicht-binäre oder Trans-Geschlechter

Die Benennung von weiblichem, männlichem und einem neutralen Geschlecht ist eine sprachliche Konvention, kein Naturgesetz. Manche Menschen fühlen ihre Identität in dieser Geschlechts-Zuweisung nicht passend wiedergegeben. Es gibt Bezeichnungen, die diesen Umstand hervorheben, diese Bezeichnungen sind jedoch noch nicht zum allgemein verständlichen Standard entwickelt. Gebräuchlich sind:

  • Die Vorsilbe „Cis-“ für Menschen, deren Geschlechts-Identität mit den gesellschaftlichen Konventionen für Geschlechts-Merkmale übereinstimmt.
  • Die Vorsilbe „Trans-“ für Menschen, die sich im anderen Geschlecht identifizieren, als ihnen bei der Geburt zugewiesenen wurde.

Schlecht: Das Team besteht aus Frauen und Trans-Frauen.
Besser: Das Team besteht aus Cis- und Trans-Frauen.

Schreiben für Technologie mit dem Gender-Gap

Sie können Wertschätzung als Offenheit für unterschiedliche Geschlechter-Rollen auch mit einer kurzen Pause in der Doppelnennung von weiblichen und männlichen Geschlechts-Endungen anzeigen. Diese Pause wird durch den Glottis-Schlag hörbar. Das ist der Laut, der im Deutschen am Wortanfang gesprochen wird, wenn ein Vokal als erster Laut steht. Oder wie in „beinhalten” zwischen zwei Vokalen.

Liebe Leser:innen, so eine Äußerung sollte auch von Assistenz-Systemen umgesetzt werden, mit denen blinde Menschen zum Beispiel im Internet lesen. Dafür können Sie im Wort einen Doppelpunkt setzen. Der wird von den populärsten Screen-Readern als kurze Pause vorgelesen.

weiter lesen: Respektvolle Bezeichnung

Respektvolle Ansprache und Bezeichnung

Wir verwenden Formulierungen, die Menschen und ihre Befindlichkeiten respektieren. Beim Schreiben achten wir deswegen darauf, dass wir nicht Befindlichkeiten zuschreiben oder Bewertungen vornehmen. Wie Menschen sich in einer Situation fühlen, wissen nur sie selbst. Wie Menschen bezeichnet werden wollen, wissen sie selbst am besten.

Körperliche Merkmale und Gruppen-Zugehörigkeiten sind keine Wesensmerkmale, sie definieren nicht die Identität eines Menschen. Vermeiden Sie Beschreibungen, die ein Merkmal hervorheben und darüber die Person und die Persönlichkeit in den Hintergrund stellen. Vermeiden Sie außerdem bewertende Beschreibungen und eine Zuschreibung von „normal“ oder Abweichungen von Normalität.

Sprache entwickelt sich stets weiter. Die Bezeichnungen, die Sie verwenden, prägen die Standards der Zukunft mit. Begriffe haben eine besondere Macht, deswegen haben wir Verantwortung, damit respektvoll umzugehen.

Notiz: Sprache wird leider auch gezielt eingesetzt, um Menschen zu erniedrigen. Sprache wird politisch verwendet, um Sinn-Zusammenhänge zu verschleiern oder Lügen zu akzeptablen Beschreibungen der Wirklichkeit zu machen. Seien Sie deshalb empfänglich für Hinweise, wenn jemand Ihnen erklärt, dass ein Begriff respektlos oder gar zu Propaganda-Zwecken missbraucht ist.

Bezeichnungen bilden einen Rahmen, in dem Ihr Publikum die von Ihnen beschriebenen Menschen wahrnimmt. Dieser Rahmen beeinflusst sogar, wie wir über Menschen denken. Dieser Verantwortung begegnen wir, indem wir unserer eigenen Sprache gegenüber achtsam sind, und indem wir den Äußerungen anderer gegenüber wohlwollend aber nachdenklich sind.

Selbstbezeichnungen

Wenn Sie aus dem Gespräch mit Ihrem Publikum eine konkrete Selbstbezeichnung lernen, übernehmen Sie diese Bezeichnung für die weitere Ansprache dieser Person.

Schlecht: Sie sieht sich selbst als Trans-Mann.
Besser: Er ist ein Trans-Mann.

Identität

Wir enthalten uns Bewertungen zur Identität. Sexualität, Alter, Herkunft, Hautfarbe, Behinderung und Krankheit sind unveräußerliche Merkmale einer Person, keine Stellvertreter für ihre Identität. Deswegen nennen wir sie überhaupt nur da, wo sie für das Thema oder ein Argument notwendig sind.

Schlecht: Eine der Mitarbeiterinnen leidet unter Schwerhörigkeit.
Besser: Eine der Mitarbeiterinnen hört schwer.

Schlecht: Sie setzen sich für die Rechte von Lesben ein.
Besser: Sie setzen sich für die Rechte von Frauen ein, die lesbisch sind.

Schlecht: Der Blinde hat eine Praxis für Behinderte gegründet.
Besser: Der Gründer der Praxis ist selbst sehbehindert.

Schlecht: Sie ist hat zugegeben, dass sie bisexuell ist.
Besser: Sie hat erklärt, dass sie bisexuell ist.

weiter lesen: Einfache Sprache

Einfache Sprache

Wir bemühen uns um Sprache, die ohne besondere Vorbildung auskommt. Fremdworte benutzen wir nur, wenn nötig, und führen Sie als Fachbegriff mit einer Erläuterung ein. Es hilft, wenn Sie den Hinweis auf solche Erläuterungen im Schriftbild erkennbar machen.

Notiz: Es gibt auch einen Fachbegriff Einfache Sprache. Damit ist eine besondere Form des Deutschen gemeint: Diese einfache Sprache hat Beschränkungen zum Satzbau und eine Beschränkung auf nur wenige, sehr gebräuchliche Worte des Standard-Deutschen. So können Sinn-Zusammenhänge für einige behinderte Menschen verständlicher formuliert werden.

Bindestrich-Koppelungen benutzen wir sehr großzügig. In der deutschen Rechtschreibung sind Bindestriche auch zur Verdeutlichung von Zusammenhängen gestattet. Lange Worte in Ihre Bestandteile aufzugliedern ist eine solche Verdeutlichung. Auch wenn es manchmal ungewohnt sein mag, hilft es dafür Menschen mit Leseschwäche, Wortgrenzen zu erkennen.

Das ist Ausdruck unseres Verständnisses von Gutem Schreiben: Wir bemühen uns, für möglichst viele Menschen verständlich zu sein.

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Regelmäßig neue Erkenntnisse zu vernetzter Arbeit.

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